Ausrüstungskauf – immer auch ein Statement!

Wenn ein Asics Laufschuh 250€ kostet und eine Tight von Salomon 120€ kostet, Aldi und Decathlon aber sehr ähnliche Produkte für 60€ bzw. 29€ anbieten, dann darf man sich schon fragen woran das liegt. Was ist Wucher, was ist übertrieben und was zu günstig um vernünftig zu sein?

In einer Sportart, die von keiner Vereinsstruktur durchzogen ist und die keinen eigenen Verband hat. Einer Sportart, in der Firmenteams die Ergebnislisten dominieren, da braucht man keine Angst vor der Kommerzialisierung haben, wir stecken mitten drin. Und jetzt kommt der große Unterschied zu den vielen Artikeln, die an dieser Stelle, das Trailrunning anfangen zu romantisieren und den Untergang des Abendlandes beschwören: Ich sehe darin nicht nur eine Chance, sondern den wesentlichen Wachstumsimpuls für unseren Sport.

Trailrunning ist wohl einer der natürlichsten Sportarten der Welt, also wieso ist er so jung? Der Sport hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Ohne die Chance in dem Sport Geld zu verdienen wäre dieser Wachstum, wären professionelle Läufer wie Kilian oder Jim Walmsley nicht denkbar. Wer ist denn alleine auf die Idee gekommen diesen Sport zu machen? Wer ist nicht durch ein kommerzielles Buch, durch ein Video oder Film angefixt worden? Leistungen wie von Kilian oder Jim Walmsley inspirieren, wären aber sicher ohne Unterstützung nicht möglich. Ohne Unternehmen wäre auch der Transalpine Run keine Massenveranstaltung und niemand wüsste davon, dass der Appalachen Trail 2015 und 2016 in Rekordzeit bezwungen worden ist.

Wie sehr Ausrüstung mit unserem Sport verbunden ist, merkt man nicht zuletzt an den Themen in den Foren, beinahe jeder zweite Eintrag geht weitestgehend um Ausrüstung. Sollte man das schlecht heißen? Sollte man sich auf das Wesentliche beschränken, die Uhr zuhause lassen und sich damit als echter Naturfreund, als „unabhängig von der Konsumwelt“, und schlussendlich so als echter Trailrunner outen?

Auch dieser Verzicht wäre ein Statement! Ein Statement wie es auch der Kauf eines Porsches ist, aber eben auch jeder Kauf von Ausrüstung fürs Laufen. Wer aber Ausrüstung verteufelt, wer stolz darauf ist, dass er Marken abgeschworen hat, sich fragt, wieso nicht alle Kalenji Produkte kaufen (die zugegeben gut sind) der muss auch konsequent sein. Der darf auch keine Videos von Kilian anschauen, der darf auch gesponserte Läufe wie den Gore-Tex Transalpine Run nicht laufen und dem darf es auch nicht stören, wenn sich zukünftig in der Entwicklung der Membranen nichts mehr tut.

Ein Kauf ist ein Statement! Mir persönlich z.B. ist diese ganze Frontrunner Geschichte, wie es Flo Reichert so treffend sagte: „zu aufgeregt.“ Ich kann mich mit dem Brechstangen Marketing von Asics nicht anfreunden und womit ich mich nicht anfreunden kann, das kaufe ich auch nicht. Dass ich mit der Firmenphilosophie und dem Entwicklergeist von Gore anfreunden kann ist bekannt, sonst würde ich nicht für das Team Gore-Running laufen und so kann jeder seine eigene Entscheidung treffen.

Genau aus diesem Grund setzen wir auf Partner, die versuchen unseren Sport nach unseren Vorstellungen voranzubringen und wollen mit diesen zusammenarbeiten. Durch die Kooperation können so z.B. alle unsere Läufer bei unseren Partnern für 20% günstiger einkaufen. Klar gibt es woanders nachgemachte Produktideen günstiger, aber bringen diese Firmen unseren Sport wirklich weiter?

Idealo.de hat ausgerechnet, dass die Startkosten für einen Läufer der min. 5x in der Woche läuft bei 1.256,64€ liegen. Die Preise sind interessant und sehr nachvollziehbar, aber ich würde bei einem Trailrunner nochmal das gleiche drauflegen, wenn es eine gute Uhr, ein guter Rucksack und eine gute Stirnlampe sein soll. Aber selbst bei den 1256€ und einem kostenlosen Start bei einem PlanB Wettkampf sparen unsere Athleten satte 331€ und bekommen so fast 5 Monate Trainingsplan oder 2 Monate Coaching umsonst.

Solche Kooperationen unterstützen so uns als junges Unternehmen, helfen unseren Sportlern qualitativ hochwertige Produkte zum guten Preis zu finden und die Unternehmen profitieren durch Kundenbindung.

Die Auswahl der Partner und unser Partnersystems ist unser Statement, wo wir unseren Sport sehen wollen und wir hoffen noch weitere zu finden die uns helfen den Sport weiter zu bringen. Wenn du das nächste Mal einkaufst, dann überlege dir auch, wohin der Sport sich deiner Meinung nach entwickeln soll. Du kannst entscheiden. Licht hat natürlich auch immer Schatten, aber reflexartig die Kommerzialisierung zu verteufeln ohne den Versuch mitzugestalten, bedeutet die Chance der Stimmabgabe zu verpassen und damit auch sein Recht nachher zu meckern.

Abschließend die Frage pauschal zu beantworten, was zu teuer und was zu billig ist, ist natürlich sehr schwer. Klar, wer ausschließen kann über 2000m in einem Sturm zu stecken und im Wettkampf nicht auf Gramm achtet, der wird mit einer Jacke vom Kaffeeröster gut überleben. Aber eben nur, weil die Jacke immer 90% so gut ist, wie die vom Hersteller mit Pioniergeist. Außerdem ist die Jacke für 30€ bestimmt keine 2000 Stunden getestet worden. Aus diesem Grund würde ich lieber ein Auslaufmodell bevorzugen, welches immer noch 95-100% der aktuellen Funktionalität bietet, natürlich günstiger ist, aber eben was für den Sport und die Entwicklung von Produkten bringt. Wenn ich alleine schaue, wie Hoka den Trailschuh in den letzten 5 Jahren revolutioniert hat, dann bin ich da echt froh drum. Das hätte Tschibo sicher nicht geschafft. Das alleine zu Bedenken geben, soll dieser Artikel leisten.

In diesem Sinne, hilf mit unseren Sport zu entwickeln, wohin DU willst.

Euer Micha

 

2 Kommentare zu „Ausrüstungskauf – immer auch ein Statement!“

  1. runnsershigh

    Von allen Herstellern essentielle Produkte zu probieren ist m. E. eine Lebensaufgabe. Somit bleibt nur die Möglichkeit einen Ausschnitt des Angebots zu erleben und sich seine Meinung dabei zu bilden. Diese wird leider selten objektiv ausfallen.
    Ich unterstelle mal, dass die meisten von uns sowohl “Markenware” als auch “Discountware” im Portfolio haben. Meiner Efahrung nach gibt es in beiden Lagern Produkte, die für mich ein schlechtes P/L-Verhältnis bedeuten. Sei es, weil die Funktion nicht greift, da die Passform nicht stimmt oder weil tatsächlich der
    vom Hersteller gewählte Materialmix “nonsense” ist. Innovationsführer lassen sich leider ebenfalls dazu verleiten Ihr Label für kurzfristige Trends zu mißbrauchen, um Marktanteile zu erhaschen. Der Hype um “natural running” vor einigen Jahren ist für mich so ein Beispiel. Vielleicht habe ich es nur nicht ganz verstanden. Kann sein.
    Ich kann schon erkennen, dass es Hersteller gibt, die sich auf die Optimierung der Materialqualität spezifialisiert haben und im Allgemeinen auch durchweg sehr gute Produkte anbieten und sich weniger “Ausrutscher” erlauiben als andere.
    Nur finde ich es, nach Jahren der Selbsterfahrung,. schwer im Vorfeld zu ermitteln, welches Material nun für mich und meine Bedürfnisse ideal ist. Pauschal Artikel von “Premium-Herstellern” zu kaufen löst dieses Problem nicht. Das erkennen m. E. nur die Konsumenten, die maßgeblich an der Funktion interessiert sind.
    Für mich haben sich daher in dieser Beziehung bisher Laufschuhe von “Brooks” und Laufkleidung von “Craft” bewährt. Das eine oder andere Teil von “Kalenji” habe ich auch – diese Artikel funktionieren in erster Linie und zwar sehr gut!

  2. Schon zu meiner sehr aktiven alpinen Kletterzeit habe ich bevorzugt Patagonia Bekleidung verwendet und kaufe diese auch heute noch, da mich deren Konzept bzgl. Nachhaltigkeit und Umweltschutz überzeugt. Wir wurden mal im Patagonia Shop München von einem Verkäufer angesprochen, dass die Patagonia Jacke meiner Frau an der Rückseite einen Verarbeitungsfehler ausweist und ob wir die nicht umtauschen wollen. Die Jacke war mindestens drei Jahre alt. Ich muss zugeben, dass ich überhaupt keine Tschibo etc. Laufausrüstung habe und mich diesbzgl. als sehr “konsumfreundlich” bezeichne. Wie in anderen Bereichen auch glaube ich eher, dass wer billig kauft zweimal kauft. Das Zeug wird dann weniger hergenommen, weil es vielleicht doch nicht ganz so toll ist, die Hemmschwelle zum Kaufen aber aufgrund des Preises gering war. Sicher ist man auch bei hochpreisigen Marken nicht vor Fehlkäufen gefeit.

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