Backyard Ultra

Backyard Ultra – Wer steckt dahinter?

Gary Centrall, auch bekannt als “Lazarus Lake”, ist der Organisator und Gründer des Big Dog`s Backyard Ultra in Tennessee. Mit dem Backyard Ultra hat er nicht nur ein neues Rennen ins Leben gerufen, sondern auch für ein neues Rennformat gesorgt, das auch in Europa immer mehr Anerkennung bekommt. Gary Centrall ist bekannt für außergewöhnliche Rennformate. Neben dem Backyard Ultra ist er auch der Mann hinter dem Barklay Marathon. Außerdem ist immer sein großer Hund mit von der Partie und schlummert im Start-Ziel Bereich. Ihm ist der Lauf gewidmet, daher auch Big Dog`s Backyard Ultra.

Backyard Ultra – Was ist das?

Foto: runningmagazine.ca

Bei diesem Rennformat geht es nicht darum als erstes im Ziel zu sein, sondern am längsten im Rennen zu bleiben. “Last one standing” ist das Motto dieses Laufs. Gelaufen wird auf einer 4,166 Meilen Runde (6,7km). Zu jeder vollen Stunde läutet die Glocke zur neuen Runde. Wie lange man für eine Runde braucht ist dabei egal. Einzige Bedingung ist, nach 60min wieder an der Startlinie zur neuen Runde zu stehen. Warum genau 4,166 Meilen? Schafft man es 24 Runden zu laufen, läuft man innerhalb von 24h 100 Meilen (161km). Dies ist eine besondere Marke im amerikanischen Laufsport. Auf der Strecke darf kein Essen und Trinken angenommen werden. Im Start-Ziel-Bereich ist den Läuferinnen und Läufern aber alles erlaubt. Dort haben sie ihre Crew, können sich verpflegen, massieren lassen und schlafen. Sie müssen eben nur pünktlich zur neuen Runde wieder am Start stehen.

Gewinnen tut die Läuferin oder der Läufer, der als letztes noch im Rennen ist und die letzte Runde auch finisht. Sobald die vorletzte Läuferin oder der vorletzte Läufer aus dem Rennen geht, muss noch eine Runde in der vorgegebenen Zeit von einer Stunde absolviert werden. Dann steht der oder diejenige als Gewinner bzw. Gewinnerin fest. Die vorletzte aus dem Rennen ausgeschiedene Person wird als der Assist gekürt. Alle anderen erhalten ein “Did not finish”. Die Siegerin oder der Sieger ist also immer abhängig von der Konkurrenz. Ein Spitzenresultat kann nur dann erreicht werden, wenn  mindestens eine Person lange mithält, sobald man alleine übrig ist, ist das Rennen nach einer weiteren Runde beendet.

Wettkämpfe und Rekorde

Foto: Katie Grossman

Mittlerweile gibt es weltweit Wettkämpfe in diesem Rennformat. Der größte ist allerdings weiterhin der Big Dog`s Backyard Ultra in Tennessee. Um dort hinzukommen muss man sich über andere Läufe qualifizieren. Ähnlich wie beim Western State 100 gibt es Rennen, in denen man ein Golden Ticket für Tennessee erhalten kann. Auch in Deutschland wächst die Anzahl an Veranstaltungen dieses Rennformats. Die Rekorde, die dabei gelaufen werden sind beeindruckend. Bei den Frauen hält Courtney Dauwalter den Rekord mit 68 Runden, was 456km entspricht. John Stocker lief sogar 81 Runden. Er absolvierte dementsprechend 543km. Beachtenswert ist dabei auch die Tatsache, dass er über 3 Tage dafür auf den Beinen war.

Backyard Ultra – Belastung

Foto: Karel Sabbe

Die Runden weisen in der Regel nicht viele Höhenmeter auf und werden auch nicht schnell gelaufen. Das bedeutet, dass die größte Belastung in der Dauer liegt. Durch die ständige Belastung wird der Muskel nach und nach mechanisch beschädigt und kann sich in den kurzen Erholungsphasen nicht mehr regenerieren. Neben der physiologischen Ermüdung im Muskel, spielt auch die neuromuskuläre und mentale Ermüdung eine sehr große Rolle. Durch die aufkommende Müdigkeit und den zunehmenden erhöhten Stresslevel im Körper lässt die Leistung des Gehirns und des zentralen Nervensystems nach. Dies hat zur Folge, dass die Muskulatur nicht mehr gezielt genug angesprochen werden kann und die wahrgenommene Anstrengung sich erhöht.

Rein körperlich könnten die Läufer vermutlich noch etwas weiterlaufen, das Gehirn allerdings ist prinzipiell auf Sicherheit ausgelegt und hemmt bei zunehmender Müdigkeit die muskuläre Ansprache um noch Reserven zurückzuhalten und den Körper vor der totalen körperlichen Erschöpfung zu bewahren. Wenn die Beine einen in einem solchen Rennen irgendwann nicht mehr tragen wollen und kein Schritt mehr geht, spricht man von einer neuromuskulären Ermüdung. Die Muskeln könnten theoretisch noch arbeiten, aber das Gehirn schafft es nicht mehr über das zentrale Nervensystem die Muskeln ausreichend anzusteuern.

Backyard Ultra – Strategie

Deshalb sollte neben ausreichend Verpflegung auch das Thema Schlaf während eines solch langen Rennens berücksichtigt werden. Schlaf oder zumindest das schließen der Augen hilft das Stresslevel wieder etwas zu senken, indem weniger Reize auf den Körper einwirken. Zu sehr herunterfahren sollte man seinen Körper allerdings auch nicht, da sonst der Kreislauf zu sehr absackt und sich die Müdigkeit nochmals verstärkt. Es muss dementsprechend eine richtige Balance gefunden werden zwischen abschalten und unter Spannung bleiben. Währenddessen darf das Essen natürlich nicht vergessen werden. Wichtig ist es regelmäßig Nahrung zu sich zunehmen um den Energiehaushalt möglichst gedeckt zu halten. Außerdem sollte der Magen nie ganz leer sein, damit die Magenschleimhäute nicht aneinander reiben und es zu Magenbeschwerden kommt.

Foto: Sandra Cantrell

Daraus ergeben sich dann verschiedene Strategien wie man ein solches Rennen angehen kann. Die Spitzenläufer gehen das Rennen in der Regel sehr langsam an, nehmen viel Essen und Trinken mit auf die Strecke und versorgen sich während des Laufens. In der Verpflegungszone halten sie sich nicht zu lange auf. Alle 3 oder 4 Runden laufen sie dann aber etwas schneller um sich mal eine längere Erholungsphase zu gönnen.

 

 

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