Auf die Rolle – Alternativtraining im Winter

Alternativtraining auf der Radrolle

 Auf der Radrolle werden die Ausdauermonster gemacht. Zumindest im Winter.

Ausdauer in den eigenen vier Wänden

Alternativtraining, welches vor allem auch der Entlastung vom Laufen dient, kann durchaus in den eigenen vier Wänden stattfinden. Und dabei trainieren wir nicht nur unsere Kraft, sondern auch unsere Ausdauer. Wir überwinden große Distanzen, ohne uns wirklich vom Fleck zu bewegen! Besonders im Winter ist das attraktiv.

Neben dem positiven Effekt der geringeren Belastung profitieren wir zudem von einer großen Zeitersparnis. Es gibt ja keinen Anfahrtsweg. Außerdem lässt sich eine Einheit auf der Radrolle jederzeit unterbrechen und wieder aufnehmen. Insbesondere Väter und Mütter werden das zu schätzen wissen.

Die Radrolle

Die (heutzutage) leise Rolle lässt sich im Notfall sogar direkt neben dem spielenden Nachwuchs aufstellen. Für eine Schlafbegleitung ist sie allerdings noch zu laut. Nicht zuletzt wegen der eigenen Atmung, wenn mal wieder Bergintervalle geschrubbt werden.

Fahrradfahren hat schon immer eine Vorreiterrolle im Alternativsport von Läufern eingenommen und sinnvolle Trainingsmethoden bereitgestellt. Die Belastung auf die Knie ist minimal und kardiovaskulär können starke Reize gesetzt werden.

Das nötige Equipment

Seitdem die Rolle den Fahrradmarkt erobert hat können wir die zwei Räder auch zu Hause ins Rollen bringen. Was wird dafür benötigt? Neben der Rolle an sich (bspw. von Tacx, CycleOps oder Wahoo) brauchen wir lediglich eine Matte als Unterlage (dient der Geräuschabsorption sowie dem Abfangen von Schweiß), ein Handtuch und bei Bedarf eine Ablage für Laptop etc. vor unserem Rad. Wer beim Radeln Serien oder Filme schaut, organisiert sich am besten noch Bluetooth-Kopfhörer. Ansonsten kann aufgrund des Summens der Rolle schon mal der ein oder andere Satz missverstanden werden.

Wer sein Equipment bzw. das Hinterrad schonen will, kauft sich zudem einen speziellen Mantel, der extra für den Reibungswiderstand der Rolle konzipiert ist.

Kostenpunkt:

Einsteigerrollen ohne Extras sind mit ca. 150 Euro schon sehr erschwinglich. Für das erwähnte Zusatzequipment sollten noch einmal 50 bis 150 Euro kalkuliert werden.

Alternativtraining auf der Radrolle – Die Vorteile

Sicherlich ist die eingesparte Zeit der größte Vorteil der Rolle. Zudem lassen absolut kontrollierbare Bedingungen ein gezieltes und qualitatives Training zu. Wir können dabei nicht nur die Temperatur bestimmen, sondern bspw. auch die genaue Startzeit. Außerdem erleichtert uns das Training auf der Stelle die Kalorienzufuhr und stetiges Trinken. Egal wie viel und was wir brauchen, wir können es direkt neben uns auf einem Stuhl platzieren und haben jederzeit Zugriff.

Wenn wir auf einer Rolle trainieren, lässt sich unser Training praktischer Weise mit einem Radcomputer (bspw. Garmin) aufnehmen. Genau wie draußen, denn auch auf der Rolle dreht sich das Hinterrad und simuliert Bewegung. Nur das Vorderrad steht still in einer extra mitgelieferten Fassung. Von unserem Radcomputer lässt sich die Einheit anschließend problemlos bei Strava oder sonstigen Anbietern hochladen. Die Zahlenfreaks werden zufrieden sein.

Persönlich empfinde ich übrigens die Tatsache als größten Vorteil, dass man bei einem Platten nicht mehr Zeit beim Flicken verliert oder stundenlang aus der Walachei nach Hause suchen muss. Ein Traum.

Für die PROs

High-End Rollen ersetzen übrigens nicht nur die Straße, sondern auch das Hinterrad. Wir montieren also das Hinterrad ab und setzen unseren Rahmen inkl. Kette auf die Kassette der Rolle. Mittels dieser Konstellation lassen sich sogar Anstiege simulieren, was ein neues Level an Trainingsreiz verspricht. Regnet es draußen bei 3 Grad in Strömen, können wir unsere 2h-Einheit inkl. Bergintervalle auch „gemütlich“ zu Hause abspulen. Preislich gibt es hier allerdings einen ordentlichen Sprung. Los geht es bei ca. 600 Euro.

Alternativtraining auf der Radrolle – Die Nachteile

Für mich ergibt sich eigentlich nur ein großer Nachteil, der, wenn man so will, auch als Vorteil interpretiert werden kann. Die Eintönigkeit.

Nach maximal 1,5 Stunden verlassen mich die mentalen Kräfte. Das monotone Pedalieren auf der Stelle macht für mich auf Dauer selbst mit Binge-Watching auf Netflix keinen Spaß mehr. Es gibt allerdings einige Athleten (bspw. Ironman-Pro Andy Potts), die gerade darauf schwören und Rolleneinheiten als Mentaltraining verstehen. Frei nach dem Motto: Wer sich 4 Stunden ohne Pause auf der Rolle quälen kann, schafft das im Wettkampf unter freiem Himmel allemal. Und dass die Psyche im Wettkampf eine immens große Rolle spielt, wissen wir alle!

Aprospos freier Himmel. Die Rolle lässt sich natürlich auch im Wintergarten, unter dem Vordach oder sonst wo aufstellen. Da die meisten ohne Strom funktionieren muss es am Ausblick nicht mangeln.

Zwift

Und wenn euch Netflix und der Nachwuchs beim Spielen nicht als Ablenkung reichen, gibt es immer noch Zwift. Ein weiterer Game-Changer.

Der US-amerikanische Anbieter des virtuellen Spielplatzes für Radsportler hat es seit seines Launches im Jahr 2012 geschafft, sich als Platzhirsch zu etablieren. Mittlerweile ist ‚zwiften‘ ein geflügeltes Wort und steht allgemein für das digitale Radeln auf der Rolle.

Digitales Treten auf der Stelle

Das Grundprinzip ist schnell verstanden. Wer einen Account auf der Zwift-Webseite erstellt und diesen Account mit seiner Rolle bzw. seinem Radcomputer koppelt, kann mit einem eigenen Avatar in einer virtuellen Fahrradwelt gegen andere Radsportenthusiasten aus der ganzen Welt antreten. Dieser direkte Vergleich mit anderen bringt einen speziellen Anreiz mit sich. Wer findet es denn nicht spannend, kurz vor dem Abendessen noch gegen einen Südafrikaner im Time-Trial anzutreten?! Hinter jedem Avatar in der digitalen Welt verbirgt sich eine reale Person auf einer realen Rolle.

Die objektive Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist aber mit Vorsicht zu genießen. Denn die auf der Welt verteilten Rollen von unterschiedlichsten Anbietern sind weder einheitlich kalibriert noch geeicht und ermöglichen so nur im Einzelfall faire Wettkampfbedingungen.

Kompatibilität

Das funktioniert am Laptop, Tablet oder auch am Handy und bei AppleTV. Selbstverständlich geht es hier nicht immer nur um den reinen Wettkampf. Als Regenerationseinheit lassen sich bspw. auch gemütlich die Innenstadt von Innsbruck oder sonstige Touristen-Highlights digital erkunden. Und ja, vor allem in Zeiten von Corona ist das natürlich eine große Hilfe. In Italien waren Rollen während des ersten Lockdowns praktisch ausverkauft.

Mit Freunden kann man sich außerdem zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einer festgelegten Strecke verabreden und entweder gegeneinander antreten oder einfach gemütlich ausradeln. Mit Social Distancing versteht sich. Wie ihr seht ist auf jeden Fall genügend Motivationspotential vorhanden, wenn man eine Radrolle und Zwift verbindet.

Kostenfaktor

Die Teilnahme an sich ist übrigens kostenfrei, allerdings stark begrenzt. Wer die unterschiedlichen Strecken kennenlernen will und sich bei Wettkämpfen sowie in speziell vorgegebenen Trainingseinheiten messen möchte, benötigt die Bezahlversion (aktuell 14,99/Monat).

Ach ja, Zwift gibt es übrigens auch für das Laufband! 😉

Laafts gscheid!

Moritz

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