SkiMo – Alternativtraining im Winter

Ski-Mountaineering – Skimo

Ja, ok. Vielleicht ist Ski-Mountaineering (Skimo) nicht die perfekte Winter-Alternative für alle von euch da draußen. Bzw. die leichte Version davon, das Skitourengehen Aber ihr seid nun mal eine spezielle Klientel (das ist absolut positiv gemeint), verbringt viel Zeit in den Bergen und wollt euch verbessern. Warum also nicht im Winter in die Berge, wenn Schnee liegt?! Im Sommer schafft ihr es ja auch.

Das Allheilmittel

Skimo kann man schon fast als Allheilmittel bezeichnen. Zumindest, wenn man von Alternativsport in Bezug auf Trailrunning spricht.

Denn Skimo:

…härtet euch mental ab

…trainiert euren gesamten Körper

…baut euer kardiovaskuläres System auf

…lässt sich noch umfangreicher trainieren als Laufen

…ermöglicht doppelt so viele Höhenmeter wie Berglauf

…stärkt eure hintere Bein- sowie untere Rückenmuskulatur

Schauen wir uns das einmal im Detail an.

Skimo und Krafttraining

Insbesondere der letzte Punkt ist hervorzuheben. Wie die meisten habe auch ich jahrelang Krafttraining vernachlässigt. Wenn man Pech hat, so wie ich, kriegt man es irgendwann mit Verletzungen zurückgezahlt.

Mit Skimo trainiert man nebenbei die untere Rückenmuskulatur sowie die Hinterseite der Oberschenkel. Das sind zwei Baustellen, die wir beim Laufen vernachlässigen und die uns bei einem Ungleichgewicht schnell Probleme bereiten.

Selbstverständlich kann Skimo kein spezielles Krafttraining ersetzen. Es leistet aber einen substanziellen Mehrwert zur Stabilisierung des Oberkörpers sowie zum Spannungsverhältnis zwischen Vorder- und Rückseite der Beine.

Skimo und Fahrradfahren

Ein großer Vorteil beim Skimo ist ähnlich wie beim Radeln der Magen. Dadurch, dass wir weniger vertikale Erschütterungen ausgleichen müssen als beim Laufen, lassen sich im Zweifel kurz vor der Einheit noch größere Mengen essen. Auch das Essen während der Einheit fällt den Meisten leichter, was einen gleichmäßigen Energiehaushalt und lange Einheiten ohne Hungerast ermöglicht.

Umfangreich geht es auch bei der Dauer zu. Auf Skiern lassen sich sehr lange Einheiten umsetzen, die zeitlich vergleichbar mit Radtouren im Sommer sind. Somit könnt ihr immens an eurer Ausdauer arbeiten.

Skimo und Laufen

Ist es das bessere Laufen? Fast. Aber nicht ganz.

Beim Skimo trainieren wir unser kardiovaskuläres System immens. Dabei lässt sich in hohen Pulsbereichen noch deutlich länger trainieren als beim Laufen. Das hat positive Konsequenzen für unsere Ausdauer.

Dabei können wir in etwa doppelt so viele Höhenmeter (HM) abspulen wie beim Laufen. So kommt ein Leistungssportler auf Skiern schon mal auf 200.000-250.000 HM in einer Wintersaison. Toni Palzer ist hier ein gutes Beispiel. Der Skimo-König, der zuletzt als Radprofi unterschrieben hat, überwindet pro Jahr in etwa 500.000 HM (nicht zum Nachmachen empfohlen). Davon etwa die Hälfte aus Skiern.

Dazu kommt, dass Skimo dem Lauftraining sehr ähnlich schaut. Meine längste Einheit bspw. ist aktuell ca. 4h lang inkl. 3 1/2h Aufstieg und 30‘ Abfahrt (Puls an der aeroben Schwelle). Meine Intervalle können ebenfalls wie beim Laufen von 30“ bis 20‘ reichen.

Zu guter Letzt ist der vielleicht wichtigste Unterschied anzusprechen: Beim Skimo erleben wir nämlich eine extrem geringe und vor allem kurze Belastung im Downhill. Die meisten verbringen nur ca. 15% ihrer Einheit mit dem Abfahren. Dadurch kann die Ausdauer extrem umfangreich trainiert werden, ohne die Verletzungsanfälligkeit krass zu steigern.

Material

Natürlich fragen sich jetzt die meisten von euch: wie und wo soll ich das alles umsetzen?!

Ganz einfach und zeitsparend ist es in der Tat nicht. Aber definitiv möglich.

Das Minimalequipment besteht aus:

  • Tourenski
  • Aufstiegsfelle
  • Skischuhe

Vorteilhaft ist natürlich leichtes Equipment. Insbesondere, wenn man viele HM und Intervalle machen möchte. Highend-Ski wiegen inkl. Bindung im Paar unter 2 Kg. Ein Paar (Carbon-)Schuhe bewegt sich ebenfalls deutlich unter 2 Kg. Die Investitionen sind es wert. minimales Equipment lässt es wie einen anderen Sport erscheinen. Je leichter, desto aufstiegsorientierter wird es natürlich. Dabei gibt man einiges an Stabilität im Downhill auf, was ordentliche Abfahrt-Skills erfordert.

Gebraucht lässt sich das Equipment schon für wenige Hundert Euro erwerben. Außerdem halten sie im Normalfall extrem lange. Sportklamotten und Rucksack lassen sich einfach vom Laufen übernehmen. Sogar Trailstöcke sind im Zweifel geeignet und können spezielle Skimo-Stöcke ersetzen.

Bitte beachtet aber, dass die soeben erwähnte Ausrüstung maximal für offizielle Skipisten ausreicht und nur dort als sicher bezeichnet werden kann. Pisten haben die Vorteile, dass sie meist perfekte Trainingsbedingungen anbieten und für die Vollzeit-Berufstätigen teils sogar Nachtskizeiten angeboten werden. Dann lässt sich bspw. an einem Freitagabend noch um 18 Uhr eine Runde unter Scheinwerfern drehen.

Wer ski-erprobt ist und abseits der Pisten den Powder genießen möchte, sollte im Idealfall einen Lawinenkurs besuchen, zudem jeden Tag den Lawinenwarnbericht prüfen und die folgenden Sachen erwerben:

  • LVS-Gerät
  • Sonde
  • Schnee-Schaufel
  • Erste-Hilfe-Set
  • Ggf. ABS-Rucksack

Zugegebenermaßen sind es extrem viele, die ohne ausreichende Kenntnis abseits der Pisten unterwegs sind und sich erschreckend unvorsichtig verhalten. Viele können einen Lawinenwarnbericht auch bei wiederholtem Lesen nicht korrekt deuten und begeben sich so in große Gefahr.

Die meisten Unfälle passieren übrigens bei Stufe 3 (von 5), was schon als durchaus lawinengefährdet gilt. Denn diese Warnstufe wird von den meisten als tolerabel eingestuft, was definitiv eine gefährliche Einschätzung ist!

Location

Die meisten Skitourengeher brauchen zumindest mal ein Auto um mit Skiern trainieren zu können. Allerdings geht das den meisten Trailläufern auch nicht anders, wenn sie in die richtigen Berge wollen.

Das Ziel ist also klar. Offizielle Skipisten in den Alpen. Von München aus ist das bspw. Garmisch-Partenkirchen oder bei guten Bedingungen Bad Tölz.

Noch sind dort die meisten Parkplätze umsonst, was die Kosten in Grenzen hält. Das allerdings könnte sich bald ändern, da immer mehr Wintersportler auf Tourenski setzen und somit den Betreibern die Einnahmen ausgehen. Denn für Tourengeher entfallen selbstverständlich die Liftkarten.

Wettkämpfe

In Österreich, Italien und der Schweiz hat Skimo schon lange einen enormen Stellenwert. Italien überträgt sogar den Weltcup live im Fernsehen. Dementsprechend findet man in der Alpenregion viele Wettkämpfe um im Winter seine Form zu testen. Vielleicht entwickelt es sich ja sogar zu eurer Lieblingssportart und Traillauf wird zur Vorbereitung des Winters?!

Schaut doch mal rein:

https://www.alpenverein.de/Wettkampf/Skimo/

http://www.skimo.at

http://www.ismf-ski.org

Organisiert ist die deutsche Nationalmannschaft übrigens im Alpenverein!

Nachteile

Skitouren können natürlich nicht 1-zu-1 das Laufen ersetzen. Dafür ist es zu unspezifisch. Wenn man allerdings 2x die Woche zusätzlich für 1-2h läuft, lässt sich auch die laufspezifische Fitness gut über den Winter halten. Dann fällt die Übergangs-Phase zum reinen Laufen im Frühling leichter.

Der Knackpunkt im Training liegt dabei vor allem im Downhill. Wir haben beim Skimo zwar deutlich weniger Belastung zu kompensieren; trainieren dafür aber auch genau das nicht. Entweder wir integrieren also Downhill-Lauf im Winter oder sind besonders vorsichtig im Frühling und setzten zusätzlich auf sinnvolles Krafttraining.

Das folgende Handicap ist deutlich schwieriger nachzuvollziehen. Im reinen Skimo-Training verliert man nämlich an propriozeptivem Verhalten. Sprich, die Muskeln sind bspw. nicht mehr ganz so angepasst in der Reaktion auf Richtungsänderungen am Berg. Das liegt daran, dass Skimo wie auf Schienen verläuft. Im Skischuh und auf Skiern gleitet man gezielt dahin. Der technische Anspruch ist im Uphill relativ niedrig und dabei verbringt man ja die meiste Zeit. Eine Lösung kann gezieltes Koordinationstraining auf einem genoppten Balance-Kissen darstellen. Dadurch behält euer Muskel-/Nervensystem die Oberhand und verlernt nicht die angepasste Bewegung im Gelände.

Teures Equipment. Das ist halt so. Aber wie zuvor erwähnt lässt sich alles auch gebraucht erwerben. Seht es als Investition. Das macht die Sache leichter.

Natürlich braucht man auch Schnee. Wie so viele Wintersportarten ist man abhängig vom weißen Regen. Entweder auf die natürliche Art und Weise, oder, wenn die Betreiber Erbarmen haben, von den Schneekanonen.

Fazit

Skimo ist etwas Besonderes. Es stellt nicht nur trainingstechnisch eine ideale Alternative zum Traillauf im Winter dar, sondern überzeugt auch mit grandiosen Aussichten am Berg, mit Adrenalin bei schnellen Abfahrten und mit wenig Risiko in Bezug auf Verletzungen.

Laafts gscheid!

Moritz

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