Sport macht das Immunsystem stark, oder? – Teil I

Sport stärkt das Immunsystem. Diese Aussage hört man sehr häufig. Gerade während der Corona-Pandemie wird immer wieder animiert Sport zu treiben, um sein Immunsystem zu stärken. Jetzt im Herbst steigt wieder die Erkältungsgefahr. Haben wir Sportler wirklich ein besseres Immunsystem? Wie viel Sport ist gesund, kann zu viel Sport unser Immunsystem auch schwächen? Wir wollen in einem zweiteiligen Blog mal einen genaueren Blick auf unser Immunsystem werfen und schauen wie es durch Sport beeinflusst wird. Um die Auswirkungen von Bewegung und Sport auf das Immunsystem zu verstehen, werfen wir zunächst einen Blick darauf, wie das menschliche Immunsystem funktioniert. Dabei wird das Immunsystem in zwei Bereiche unterteilt. Dem angeborenen (unspezifischen) und dem erworbenen (spezifischem) Immunsystem. Betrachten wir uns zunächst das angeborene Immunsystem.

Immunsystem verstehen: Angeborene Immunabwehr

Wie der Name schon vermuten lässt, ist das angeborene Immunsystem ab dem Zeitpunkt der Geburt vorhanden. Es stellt den ersten Abwehrmechanismus des Körpers gegen Krankheitserreger dar. Die angeborene Immunabwehr umfasst dabei zum einen physikalische und chemische Barrieren wie Schleimhäute und die Haut. Diese sollen verhindern, dass bestimmte Erreger in den Körper gelangen. Der Schleim bildet beispielsweise auch die Magensäure, die neben der Zersetzung von Nahrung auch eingedrungene Erreger vernichtet.

Zum anderen besteht es aus einer Vielzahl an Immunzellen und Proteinen. Die Zellen des angeborenen Immunsystems verfügen über spezielle Rezeptoren, die es ermöglichen unabhängig von einer Antigenpräsentation gegen Krankheitserreger vorzugehen. Die Antigenpräsentation ist ein Prozess des spezifischen Immunsystems zur Erkennung von bestimmten Krankheitserregern. Bei einigen dieser Erreger reichen die Mechanismen der angeborenen Immunabwehr irgendwann aber nicht mehr aus. Hier ist dann eine spezifische Immunabwehr erforderlich. Diese dauert aber bis zu einigen Tagen oder zumindest einige Stunden um die volle Effektivität zu erreichen. Deshalb initiiert die angeborene Immunabwehr auch immer die spezifische und bereitet diese vor. Die unspezifische Immunabwehr kann also schon beim Erstkontakt mit dem Erreger eine Abtötung der Zelle herbeiführen. Während die spezifische Immunabwehr zunächst auf eine Erkennung von Antigenen angewiesen ist. Dazu im nächsten Abschnitt aber mehr.

Die Zellen der angeborenen Immunabwehr

Schauen wir zunächst auf die wichtigsten Zellen im angeborenen Immunsystem und deren Funktionen. Ein wichtiger zellulärer Bestandteil sind die Leukozyten. Leukozyten werden als weiße Blutkörperchen bezeichnet und differenzieren sich in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten aus. Granulozyten können über bestimmte Signalstoffe im Blut zum Ort einer Entzündung gelockt werden und sind somit besonders wichtig für die akute Abwehr. Sie haben außerdem die Fähigkeit aus der Blutbahn in Gewebe überzutreten, um dort Erreger aufzunehmen und im Zellinneren zu verdauen und somit zu vernichten. Die gleiche Fähigkeit haben auch die Monozyten. Dieser Prozess wird Phagozytose genannt.

Als weiterer Bestandteil der angeborenen Immunreaktion sind die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) zu erwähnen. Sie sind eine Untergruppe der Lymphozyten und sind an der sofortigen Reaktion gegen virusinfizierte Zellen beteiligt. Sie setzen aus ihrem Zellinneren Proteine frei, die virusinfizierte Zellen abtöten. Grundsätzlich ist der antigenunabhängige Prozess nicht so effektiv wie die antigenabhängige spezifische Immunantwort. Sie ist aber deutlich schneller und gerade am Anfang der Immunreaktion entscheidend.

Erworbene (spezifische) Immunabwehr

Das erworbene Immunsystem arbeitet vorrangig mit Lymphozyten. Diese Lymphozyten bilden in ihrer Entwicklung ein speziellen Rezeptor aus, der ein spezifisches Antigen des Erregers binden kann. Um eine effektive spezifische Immunabwehr auszulösen, müssen die richtigen Lymphozyten die entsprechenden Antigene finden. Unterstützt werden sie dabei von antigenpräsentierenden Zellen. Sie nehmen Antigene auf und präsentieren sie an ihrer Oberfläche. Durch diese Antigenpräsentation werden dann die passenden Lymphozyten gesucht. Sind die richtigen gefunden, werden diese vermehrt entwickelt um den Erreger effektiv zu bekämpfen.

Unterteilt werden die Lymphozyten nochmal in T- und B- Lymphozyten. Beide haben sowohl eine unterstützende Funktion, als auch eine direkt abtötende beziehungsweise neutralisierende Funktion. T-Lymphozyten helfen einerseits anderen Zellen bei der Bekämpfung des Krankheitserregers (T-Helferzellen) und andererseits töten sie direkt virusinfizierte Zellen ab (zytotoxische T-Lymphozyten). B-Lymphozyten produzieren hingegen lösliche Antikörper, die entweder Erreger direkt neutralisieren können oder Zellen des unspezifischen Immunsystems bei der Eliminierung unterstützen. Beide Arten von Lymphozyten bilden ein immunologisches Gedächtnis aus. Sie entwickeln sogenannte Gedächtniszellen. Diese helfen bei einer wiederkehrenden Infektion deutlich schneller und effektiver reagieren zu können.

Nachdem wir nun das wichtigste über die Funktionalität des Immunsystems wissen, schauen wir nächste Woche darauf welchen Einfluss sportliche Betätigung auf die Prozesse des Immunsystems hat.

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