Supersapiens – Überwachung des Glukosespiegels

Überwachung des Glukosespiegels

Seit einiger Zeit ist die Messung des Glukosespiegels im Ausdauersport stark im Kommen. Ursprünglich kommt dieses Verfahren und die Messysteme aus dem Gesundheitsbereich. Kontinuierliche Glukosemessungen erleichtern Menschen mit Diabetes das Leben, weil sie damit eine Übersicht über das Verhalten ihres Glukosespiegels bekommen und zu große Ausschläge nach oben oder unten vorbeugen können. Mit „Supersapiens“ ist nun auch ein System auf dem Markt, das sich speziell für den Einsatz im Sport spezialisiert hat.

Was ist der Glukosespiegel?

Der Glukosespiegel, auch Blutzuckerspiegel genannt, sagt aus, wie hoch der Glukoseanteil im Blut ist. Glukose ist eine wichtige Energiequelle für den Körper. Es wird über die Nahrung aufgenommen und über das Blut zu den Muskelzellen transportiert, in denen es verstoffwechselt wird. Geraten wir in eine Unterzuckerung, das heißt der Glukosespiegel sinkt stark ab, kommen wir in ein Energiedefizit und unsere Leistungsfähigkeit nimmt ab. Ein zu hoher Glukosewert im Blut ist prinzipiell erstmal nichts Schlimmes. Das Problem ist aber, dass durch das erhöhte Ausschütten an Insulin danach ein starker Abfall des Glukosespiegels folgt. Kleine Schwankungen sind völlig normal, zu große Schwankungen mindern allerdings unsere Leistungsfähigkeit.

Was ist Supersapiens?

Supersapiens ist ein System, das es ermöglichen soll kontinuierlich sein Glukosespiegel beobachten zu können. Am Oberarm wird ein Sensor (Abbott libre sense glucose sport biosensor) angebracht, der live Daten über den Glukosespiegel via Bluetooth an eine App übermittelt. Die Spitze des Sensors wird in das Unterhautfettgewebe eingeführt und misst dort den Glukosewert in der Gewebsflüssigkeit, über die Glukose aus dem Blut in die Muskelzelle übertragen wird. Der Sensor kann bis zu 14 Tage lang getragen werden und liefert kontinuierlich Informationen. Diese kann man entweder live über die App einsehen oder auch im Nachgang analysieren. Mittlerweile können die Daten auch auf eine Garminuhr übermittelt werden und in Zukunft wird es auch ein Armband von Supersapiens geben, welches die gemessenen Werte des Sensors sichtbar macht.

Studienlage

Im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2020 beobachtete eine japanische Forschungsgruppe den Verlauf des Glukogsespiegels im Verhältnis zur Laufgeschwindigkeit während des Ultra Trail Mount Fuji. Die Ergebnisse zeigten, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen vermehrter Kohlenhydrataufnahme und höherer Geschwindigkeit gab. Allerdings konnten sie auch beobachtet, dass die Athleten mit den höchsten Werten im Glukosespiegel nicht die höchsten Laufgeschwindigkeiten hatten. Die Werte des Glukosespiegels sind individuelle Werte. Jeder hat seine eigene Komfortzone, in der sich die Werte bewegen sollen. Die Schlussfolgerung der Studie ist, dass ein System, das es ermöglicht während eines Wettkampfs den Glukosespiegel überwacht, helfen kann die individuelle optimale Balance aufrecht zu erhalten.

Eine regelmäßige Energiezufuhr ist notwendig, um ein gleichmäßiges Level zu behalten. Der häufigste Fehler ist eine zu geringe Nahrungsaufnahme. Deshalb ist in den Ergebnissen der Studie eine erhöhte Kohlenhydrataufnahme auch mit einer höheren Geschwindigkeit in Zusammenhang zu bringen. Die Frage was man aufnimmt spielt aber ebenfalls eine Rolle. Je nach Nahrungsmittel oder durch die Aufnahme von zu großen Mengen auf einmal steigt der Glukosespiegel stark an. Die Studie wurde allerdings mit anderen Messsystemen durchgeführt und noch nicht mit dem von Supersapiens. In Bezug auf sportliche Leistung ist die Studienlage über die Glukosemessung im Sport noch recht dünn. Die meisten Studien stammen aus der Diabetesforschung.

Was bringt die Glukosemessung Läuferinnen und Läufern?

Eine langfristige und kontinuierliche Messung des Glukosespiegels kann einem helfen, mehr über das Verhalten des Körpers auf die Ernährung zu erfahren. Je nachdem was man isst oder wie viel man isst, reagiert der Glukosespiegel unterschiedlich. Auch Tageszeit und sonstige Faktoren wie Stress oder Bewegungszeit haben Einfluss auf den Verlauf des Glukosespiegels. Durch eine Analyse der gewonnenen Daten aus der Messung, kann man herausfinden welche Lebensmittel starke Schwank

ungen reinbringen und welche weniger. Auch die Menge des Essens und der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme kann optimiert werden. Für den Trainings- und Wettkampfbetrieb kann es Daten liefern, die einem helfen gut versorgt in ein Training zu starten oder auch während des Trainings oder eines Wettkampfesoptimal seinen Glukosespiegel möglichst stabil zu halten. Wenn die Ausschläge geringgehalten werden können, hat dies auch positive Auswirkungen auf die Regeneration.

Kritiker bemängeln, dadurch das eigene Körpergefühl verlieren zu können und raten vor allem jungen Sportlern dazu sich lieber auf das eigene Körpergefühl zu verlassen und dieses zu schulen. Befürworter hingegen argumentieren, dass die Überwachung des Glukosespiegels helfen kann sein Körpergefühl zu optimieren. Wenn man zusätzlich objektive Daten über das Verhalten des Körpers erhält, könne man diese mit dem subjektiven Empfinden abgleichen.

Fazit

Die Überwachung des Glukosespiegels kann ein Gewinn für Läuferinnen und Läufer sein mehr über das Verhalten des eigenen Körpers zu erfahren. Außerdem können die Daten Informationen darüber liefern, wie der eigene Körper auf unterschiedliche Lebensmittel oder verschiedene Aktivitäten reagiert. Schaffen wir es im Alltag und im Training den Glukosespiegel in einer individuellen Balance ohne zu große Ausschläge zu halten, kann es die Trainingsleistung positiv beeinflussen.

Für die Verpflegung im Wettkampf kann es ebenfalls ein sehr brauchbares Tool sein, um seine Ernährungsstrategie zu optimieren. Allerdings ist die Studienlage nicht aussagekräftig darüber, wie genau die Daten der Messung des Sensors mit dem tatsächlichen Glukosewerte im Blut und im Muskel übereinstimmt. Die deutsche Diabetes Hilfe gibt an, bei kontinuierlichen Glukosemessungen eine Zeitverzögerung von 10-20min gegenüber den Daten, die direkt im Blut gemessen wurden. Eine solche Zeitverzögerung könnte in einem Wettkampf je nach Intensität schon eine Rolle spielen. Da bleibt es abzuwarten ob zukünftige Studien dazu Erkenntnisse liefern können. Um Tendenzen im Alltag zu beobachten unterstützen Studien aus der Diabetesforschung, dass solche Messsysteme sinnvoll eingesetzt werden können.

Da es noch einige Jahre dauern wird, bis die Studienlage ausreichen wird, um eine eindeutige Aussage zu tätigen, gilt es diese Zeit mit Erfahrungswerten zu füllen. Bei einem monatlichen Preis von deutlich über 100€ ist dies aber sicher denjenigen Vorbehalten, die Spaß an der Technik und an Werten haben. Ob die Glukosemessung irgendwann die Ernährung gerade während Ultraläufen steuern kann, bleibt zu hoffen, aber eben so abzuwarten. Ein Kauf zum derzeitigen Zeitpunkt ist für die Allgemeinheit sicher noch nicht zu empfehlen.

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