Unterstützungstraining – Einleitung

Manchmal frage ich bei Vorträgen in die Runde, wer von den Anwesenden denn genügend Stabilisationsübungen und Crosstraining macht. Falls jemand wirklich aufzeigt, was so gut wie nie vorkommt, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen nochmal nach: „Wirklich? Bist du sicher? Wieviel denn?“ Spätestens dann geht die Hand mit schlechtem Gewissen runter.

Das gleiche Bild bei meinen Eingangsfragebögen. Unter dem Feld „Crosstraining“ steht fast immer „zu wenig“. Dehnen? „Zu wenig“, Stabilisationsübungen? „Zu wenig“ Yoga? „gar nicht“, Krafttraining? „gar nicht“, Balanceübungen? „Nur am Samstag nach 23:00Uhr“.

Wir haben ein notorisch schlechtes Gewissen zu viel zu laufen und unseren Körpern dabei zu schaden. Schließlich muss man dem Körper auch wieder etwas zurück geben, einseitige Belastungen vermeiden, Disbalancen ausgleichen, zur Ruhe kommen, ganzheitlich denken, mehr auf den Körper hören und sowieso nicht so stressen, das führt nur zu Übertraining und Verletzungen.

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Und da sich statistisch jeder dritte Läufer im Laufjahr 2016 schon verletzt hat, ist die ganze Geschichte eine selbst erfüllende Vorhersage, oder self-fulfilling prophecy. Wer macht denn schon genug um sich nicht zu verletzen? Keiner! Weil es „genug“ nicht gibt! Es gibt immer nur zu wenig: Zu wenig Core, zu wenig gedehnt, zu wenig Yoga und zu wenig geschlafen. Ach und: Zu wenig auf den Körper gehört! Was aber ausreichend ist, sagt dir keiner. Stattdessen verspricht die aktuelle Runnersworld wieder „Nie wieder Verletzt – Dank Stabitraining“ und wenn du das Stabitraining drei Mal in der Woche durchziehst und dich trotzdem verletzt, dann hast du falsch gegessen und nicht die Ratschläge von „Nie wieder verletzt – Dank Antioxidantienkur“ befolgt.

Warum ich so aggressiv klinge? Vielleicht mach ich zu wenig Yoga, vielleicht hab ich auch nur die Nase voll. Laufschuhe, Ernährung, Yoga und was weiß ich noch, brauchen keine Beweise, weil sie Religion geworden sind. Genau aus diesem Grund habe ich mich lange Zeit davor gedrückt darüber zu schreiben. Das Gute ist aber: Ich habe da gar keine Meinung zu. Mir ist es völlig egal was ich für ein Krafttraining mache, ob ich Stabi-Übungen mache, welche Schuhe ich trage, ob ich Vorfuß- oder Fersenläufer bin und ob ich dehne. Ich will eigentlich nur ein besserer Läufer werden und das Gleiche will ich für meine Athleten.

Nur darum geht es mir. Ich will wissen was hilft. Hilft Dich und mich schneller zu machen und was uns davor schützt verletzt zu sein, was ein ganz wesentlicher Punkt von „schneller werden“ ist. Deshalb habe ich mich hingesetzt und studiert: Studien, Bücher, Experteninterviews – wo sind Beweise, was ist Mythos?

Worum geht es genau? Mir geht es um Unterstützungstraining, Lauftechnik und Schuhe. Alles Dinge, die bewusst nicht das Laufen ersetzen sollen oder bei Verletzungen fit halten sollen, sondern das Laufen verbessern sollen. Voraussetzung dafür ist, dass sie:

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  • So wenig Zeit wie möglich beanspruchen.
  • So wenig anstrengend sind, dass sie das Lauftraining nicht so negativ beeinflussen, dass sich der Nutzen aufhebt.
  • Legal sind.
  • Keine unverhältnismäßigen Verletzungsrisiken oder Langzeitschäden beinhalten und
  • Effekte haben, die nach geltenden wissenschaftlichen Methoden bewiesener Maßen als positiv fürs laufen gelten.

Kurz: Wenig Arbeit, weniger verletzt und schneller! Geht das? JAA! 😀

Dazu werden erscheinen in der Vorweihnachtszeit drei Artikel, die nacheinander erst aufs schneller werden, dann auf die Verletzungsprävention eingehen und dann ein abschließender Artikel, der Programme zu beidem beinhaltet.

Freut euch drauf, wird bestimmt interessant für den ein oder anderen.

Nächster Artikel: „Schneller werden durch Effizienzerhöhung“ am 02.12.2016

4 Kommentare zu „Unterstützungstraining – Einleitung“

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